Online-Petition für abgeschobenen Musiker aus Waldrode

Am 17.04.2014 veröffentlichte die HAZ unter der Überschrift  “Gefeierter Musiker abgeschoben” einen Bericht über die Abschiebung von Arnaud Touvoli aus dem Kreis Wesermarsch. Das VG Oldenburg hatte am 24.01.2014 die Abschiebung nach Italien im Rahmen der sog. Dublin II – Verordnung bestätigt. Anders als die Verwaltungsgerichte Braunschweig und Hannover sieht das VG Oldenburg eine hinreichende Gewähr dafür, dass Flüchtlinge in Italien angemessen untergebracht und versorgt werden und ein faires Asylverfahren erhalten. Dass dies nicht stimmt, berichtet der ehemalige hannoversche Pastor Bernd Prigge, der bis 2010 Seelsorger in der St. Thomas-Gemeinde in Hannover-Oberricklingen war und Arnaud Touvoli jetzt in Venedig betreut. Dem 25-jährigen Afrikaner geht es Prigge zufolge seelisch schlecht. Seine Augen seien entzündet, Hilfe von staatlichen Stellen gebe es nicht. Der Musiker, der zunächst auf der Straße gelebt habe, sei jetzt in der Sakristei der kleinen christlichen Gemeinde untergekommen. Wörtlich schreibt Pastor Prigge:

“ Die Flüchtlingsheime in Venedig sind restlos überfüllt, die Warteschlangen enorm, so dass man uns keine Hoffnung machte, dass er dort einen Platz bekommt. Bei der Caritas in Venedig waren wir gestern, bei der Caritas Padua sind wir am Montag. Alle sind sehr nette Menschen, doch letztlich gibt es kaum konkrete Hilfe.
Arnoud ist nur mit einem kleinen Rucksack angekommen, ohne Kleidung zum Wechseln. Arnoud spricht französisch und ein wenig deutsch.
… Zeitgleich erlebt Italien eine Wirtschaftskrise, die viele Italiener in die Verzweiflung treibt, es gibt hier abgesehen von einer kurzen Zeit von Arbeitslosengeld kaum staatliche Hilfe, unsere Zeitungen schreiben täglich von Selbstmorden aus wirtschaftlichen Gründen. …

Unsere Gemeinde ist klitzeklein mit nur 80 Mitgliedern, sie liegt in der Nähe der Rialtobrücke, es hat schon etwas Groteskes, Venedig ist vor Jahrhunderten als Flüchtlingsstadt gegründet, nun ist ein Flüchtling in der Sakristei ein eher befremdliches Bild für die Touristen. Als Arnoud vor einigen Tagen mit dem Kirchenschlüssel in die Sakristei wollte, hat ihn prompt die Polizei mitgenommen.
Und noch eine Absurdität: Anfänglich hatten wir überlegt, ob wir Arnoud nicht ein sehr günstiges Hotelzimmer reservieren, doch ohne Pass bekommt er kein Zimmer und ohne Bleibe keine Aufenthaltsgenehmigung. …“

Arnaud ist Mitglied der Kirchenkreistrommelgruppe “Trokiwa” im Ev. – luth. Kirchenkreis Walsrode. Pastor Hans-Gerd Paulus leitet diese Gruppe. Trokiwa ist Wettbewerbsteilnehmer beim Niedersächsischen Integrationspreis “Zuflucht Niedersachsen”.  Gemeinsam hat sich die multikulturelle Musikergruppe Trokiwa jetzt mit einer Online-Petition an Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gewandt und ihn um Hilfe gebeten.

Offener Brief von Eva Paulus vom 1.5.14 zu Zuflucht Niedersachsen für Arnaud Touvoli!
Aufruf zur nächsten Runde! Zuflucht Niedersachsen für Arnaud Touvoli! Von Eva und Hans-Gerd Paulus

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2 Gedanken zu „Online-Petition für abgeschobenen Musiker aus Waldrode“

  1. WIRKLICH GROTESK und BESCHÄMEND und MEHR ALS PEINLICH :
    das Verhalten und die „Verlautbarungen“ von Justiz und staatlichen Stellen in Niedersachsen !
    (Dies kann aber auch jederzeit ÜBERALL in Deutschland geschehen – und IST SICHER AUCH SCHON SO ODER ÄHNLICH GESCHEHEN ! ! !)

    MENSCHENWÜRDE – WAS VERSTEHEN DIE VERANTWORTLICHEN IN JUSTIZ UND POLITIK EIGENTLICH DARUNTER ? ? ?

    ICH BIN SEHR FROH , DASS . . .
    * . . . ES CHANGE.ORG GIBT ,
    * . . . DIE MENSCHEN VON TROKIWA , PASTOR PRIGGE und die HAZ SICH SO EINSETZEN FÜR ARNAUD TOUVOLI ,
    * . . . MEHR UND MEHR MENSCHEN DIESE PETITION UNTERSTÜTZEN !

    Inzwischen habe ich ca. 20 Verwandte und Freundinnen/Freunde gebeten, diese Petition zu unterstützen .
    Ich schreibe sicher noch mehr an . . .

    WIR WERDEN SEHEN –
    * – was WIR bewirken können ;
    * – wieviel Mitgefühl und Selbstkritik die Verantwortlichen in Justiz und Politik entwickeln;
    * – wieviel Unterstützung durch die verschiedenen MEDIEN möglich ist !

    ALLEN MIT-STREITERINNEN UND MIT-STREITERN WÜNSCHE ICH VIEL ZUVERSICHT, KRAFT UND PHANTASIE ! ! !

    Viele solidarische Grüße aus Essen/Ruhr !

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  2. Sehr geehrter Pastor Prigge,

    im Namen aller abgeschobener Flüchtlinge danke ich Ihnen, dass Sie Arnaud Kirchenasyl geben. Es wird auf die Kirche häufig geschimpft, aber momentan sehe ich für Arnaud und andere Flüchtlinge, keine andere Möglichkeit, nicht nur physisch zu überleben, sondern auch seelisch, als in einer Kirche, die sich als Institution kümmert. Ich sehe es ja nicht nur bei Arnaud, sondern auch bei meinem Mann und einem guten Freund. Wir Privatpersonen haben keine Chance den Flüchtlingen zu helfen. Ich wohne in der christlichen Diasopora und sehe die Chance, zu helfen, indem wir uns an die Kirche wenden. Wir können uns nur zusammen schließen, die Menschen (!) in der großen Institution Kirche sehen, uns vernetzen. Sie alle, sehr geehrte Mitarbeiter in der Kirche, erhalten hiermit meinen Dank, wenn Sie Einzelschicksale wie Arnaud sehen und dementsprechend handeln und nicht die Augen verschließen.

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