Junger Syrer Joudi Farhan wieder bei seiner Familie in Dinklage

Dank des beharrlichen Einsatzes einer Initiative in Dinklage konnte die syrische Flüchtlingsfamilie Farhan ihren Sohn Joudi vor zwei Wochen wieder in die Arme schließen und ihn nach unzähligen Hürden ebenfalls nach Deutschland holen.


Rückblick:

Im Frühling 2012 erreichte die Familie Farhan nach einer langen Flucht aus Syrien die Bundesrepublik. Auf ihrem schwierigen Weg hier her wurden die Eltern dreier Kinder in Istanbul von ihrem ältesten Sohn Joudi getrennt. Während die Behörden in Deutschland eine Aufenthaltserlaubnis auf Grund des Abschiebeverbots nach Syrien ausstellten, befand sich Joudi noch immer in den Händen seiner Schlepper, welche ihn nach Athen brachten. Die Familie tappte im Dunkeln, wusste nichts vom Aufenthaltsort ihres Ältesten. Erst Wochen später erreichte die Farhans ein kurzer Anruf ihres Sohnes aus der griechischen Hauptstadt.

Die engagierte Lehrerin Eva Bockhorst, die im Flüchtlingsheim Dinklage ehrenamtlich Sprachkurse leitet, wurde bei ihrer Arbeit auf die traurige und verzweifelte Mutter aufmerksam. Sie erfuhr von der tragischen Familientrennung und war gewillt, den Farhans zu helfen.

Es folgten Behördengänge und endlose Telefonate mit dem UNHCR. Der Einsatz zeigte Erfolg, denn das Ausländeramt in Vechta stellte Joudis Vater einen befristeten Reisepass aus. So kam es, dass er zusammen mit dem Onkel der Familie Anfang Dezember nach Athen reisen konnten, um den verschollenen Sohn wieder ausfindig zu machen. Doch die Rückreise nach Deutschland musste auf sich warten lassen. Zunächst befand sich der Junge in einem bedenklichen gesundheitlichen Zustand, er muss stationär behandelt werden. Hinzu kamen diverse bürokratische Hörden. Es fehlte an allerlei Unterlagen, die sich die Familie mühevoll beschaffen musste. Die Kooperation der Behörden verlief teilweise sehr problematisch, vor allem die Athener Polizei tat sich schwer, den Ausweis von Joudi rauszurücken. In Deutschland bemühte sich Frau Bockhorst weiterhin mit ganzem Herzen, die Dokumente für die Farhans zu besorgen. Sie kontaktierte die Botschaft, die zuständigen Ämter und mobilisierte Medien und Politik, um den Druck auf den Prozess in Griechenland zu erhöhen. Um die Kosten für Flüge und den Aufenthalt zu decken, griff die Grundschullehrerin nicht nur tief in die eigenen Tasche, sie initiierte über die örtliche Kirchengemeinde auch noch eine Spendenaktion für die syrischen Flüchtlinge.

Das Hin und Her zog sich fast zwei Monate lang hin. Die Belastung für die Familie war in diesem Zeitraum enorm. Samira, Joudis Mutter, versank zu Hause in Depressionen, sein Vater Ziwar beklagte schwere gesundheitliche Probleme. Erst am 21. Februar, nach mehr als sieben Wochen, kam die erlösende Nachricht: Die Familie kann das Visum für Joudi bei der deutschen Botschaft abholen.

Drei Tage darauf konnten die Eltern zusammen mit Joudi nach all den Strapazen zurück nach Deutschland reisen, wo sie von ihren Kindern, Freundinnen und Freunden und den Unterstützer:innen rund um Eva Bockhorst in Empfang genommen wurden.

Alles richtig gemacht!

Der Fall der Familie Farhan verdeutlicht einerseits die knallharten Probleme und Gefahren, die Menschen durchmachen müssen, wenn sie sich für den Schritt zur Flucht aus einem unsicheren Drittland nach Europa entscheiden. Er zeigt aber auch, dass der Einsatz couragierter Menschen und Initiativen in Europa, der über ein Lippenbekenntnis hinaus geht, geflüchteten Menschen praktisch helfen kann und in einigen Fällen sogar Leben rettet! Der Einsatz von Frau Bockhorst ist eine Vorzeigestory dafür, wie praktische Flüchtlingssolidarität aussehen kann.

gez. Daniel Hildebrandt

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