Einige Begegnungen mit Abgeschobenen – Ankunft des Abschiebefluges am 22. Juni 2010 in Pristina

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(Eliza Petkova) 22. Juni 2010, es ist Nachmittag und der Flughafen in Pristina ist fast leer. Man sieht einzelne KFOR Soldaten mit Gewehren auf dem Rücken und Sonnenbrillen. Wir warten seit 4 Stunden auf den Abschiebeflug aus Deutschland, womit 21 abgeschobene Roma ankommen sollten.

Es fällt nicht schwer zu erkennen, wer noch auch auf diesen Flug wartet. Fünf bis sechs Roma stehen auch seit mehreren Stunden am Flughafen und schauen ab und zu besorgt auf ihre Handy-Uhr. Ich gehe zu ihnen und frage sie, ob sie zufällig auch nicht jemand aus Deutschland erwarten. Es ist keine selbstverständliche Frage, denn dieser Flug ist nicht auf der Ankunftsanzeige eingeblendet. Es ist ein Phantom-Flugzeug, in dem Menschen sitzen, die in der Nacht aus ihrer Heimat verjagt worden sind. Ein Mann mit Schnurrbart antwortet mir auf Deutsch: „Ja, ich erwarte jemanden aus Deutschland.“ „Sie sprechen Deutsch?“ „Ich habe 9 Jahre dort gelebt und bin vor einem Jahr abgeschoben worden…“ Er erzählt mir, dass er auf einen entfernten Cousin wartet, dem er nie in seinem Leben begegnet ist. Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und jetzt ist er mit 21 Jahren nach Kosovo abgeschoben worden, während seine ganze Familie in Deutschland blieb. „Nehmen Sie ihren Cousin bei sich auf?“ „Nein, ich kann nicht. Ich habe selber keinen Platz – ein Zimmer für meine Frau und vier Kinder… Ich hole ihn nur ab… Warum macht Deutschland so was?“ „Ich bin keine Deutsche.“ – sage ich trocken und versuche mein schlechtes Gewissen damit abzuwischen.

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