Ein Leben ohne Angst für Miroslaw

… denn Abschiebungen lösen keine Probleme. (Flyer siehe hier)

Miroslav Redzepovic versuchte am 2. Dezember 2010 sein Leben im Abschiebegefängnis der JVA Billwerder/Hamburg zu beenden. Dazu veranlasst hatte ihn die Nachricht von der Ablehnung seines Asylantrags.
Ihm hätte die zweite Abschiebung gedroht. Miroslavs Suizidversuch scheiterte. Aufgrund der Intervention eines Anwalts der die erneute Überprüfung des Asylverfahrens einklagte, wird der 22-jährige den Jahreswechsel in der forensischen Abteilung der Klinik Ochsenzoll verbringen. Er hat nur einen Wunsch. Endlich zu bleiben und endlich sicher zu leben, in Hamburg, wo er Zuhause ist. Wie es nach dem 5. Januar weitergeht, wissen wir nicht.

Was vorher geschah

Miroslavs Familie gehört der Roma-Minderheit in Serbien an. Seit 1995 lebte die 7-köpfige Familie in Syke. Damals wurde ihnen Wohnraum in der Asylbewerberunterkunft „Deutsche Eiche“, einem ehemaligen Gasthaus, zugewiesen. Die Abschiebung war nur eine Frage der Zeit. Der Vater Milos Redzepovic protestierte gegen die unzumutbaren Zustände in der Unterkunft, er bat immer wieder um eine Arbeitserlaubnis; forderte ein Leben in Würde und eine faire Chance für seine Familie. Am 15. November 2002 ging Milos Redzepovic ins Rathaus von Syke, übergoss sich mit Benzin und zündete seinen Körper an. Am Tag darauf starb er an den Verbrennungen.

Knapp zwei Jahre später wurden die Witwe und die 5 minderjährigen Kinder nach Belgrad abgeschoben. Miroslav war damals im ersten Ausbildungsjahr. Die älteren Kinder mussten in Serbien bald eigene Wege gehen. Als Miroslav wie auch andere Roma von einem serbischen Polizisten misshandelt wurde, versteckte er sich und lebte fortan nicht nur in Armut, sondern auch in Angst vor erneuten rassistischen Attacken. Schließlich gelang ihm im Herbst 2010 die Flucht zurück nach Deutschland. Als „Illegaler“ wurde er entdeckt und ins Abschiebegefängnis eingesperrt.

Wie weiter?

Im November fand in Hamburg die Innenministerkonferenz statt. Dort wurde sich auf eine Minimallösung für langjährig geduldete verständigt. Jedoch wieder einmal nicht für alle, sondern nur für die „Superintegrierten“, „Einserschüler-Jugendlichen“. Zahlreiche ohne sicheren Aufenthaltsstatus hier lebende Jugendliche und darunter viele Roma aus dem Kosovo, werden nicht von der neuen Regelung profitieren. Diese unbefriedigende Errungenschaft, die erst nach hartnäckigen Protesten* als Kompromiss erreicht wurde, bietet auch für Miroslav keine Perspektive. Genauso wenig wie seinen Geschwistern und den vielen anderen Jugendlichen die in Deutschland aufwuchsen aber längst abgeschoben wurden.
Hier in Deutschland ist das vorherrschende Problem nicht die extreme Armut der Roma-Minderheit oder besonders häufige gewaltsame, mitunter tödliche Angriffe wie in südosteuropäischen Ländern. Es ist vielmehr die Verweigerung, Schutz vor Verfolgung zu gewähren und statt dessen Flüchtlinge und Migrant:innen nach nationalen Nutzbarkeitskriterien auszuwählen.

Spenden zur Unterstützung rechtlicher und politischer Initiativen für ein Bleiberecht für Miroslav Redzepovic:
Flüchtlingsrat Niedersachsen
Konto 4030 460 700 – GLS
Gemeinschaftsbank eG – BLZ 430 609 67
Zweck: Bleiberecht für Miroslav
Roma Soli Bremen (Kontakt: Roma.Soli.Bremen@gmx.net)

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