
Das Ehepaar Harms nimmt diesen Preis stellvertretend für alle Engagierten entgegen, die sich für die Rückkehr Gazale Salames und der Kinder Schams und Gazi nach Deutschland eingesetzt haben. Die damals schwangere Gazale Salame und ihre jüngste Tochter Schams waren 2005 durch eine Abschiebung von Ehemann und Vater Achmed Siala sowie zwei Kindern getrennt worden.
Daraufhin leisteten Luise und Gerjet Harms – sie eine ehemalige Religionslehrerin, er ehemaliger Studenten- und Gemeindepfarrer der Matthäusgemeinde – gemeinsam mit anderen Engagierten für die Familie Salame/Siala unermüdliche Unterstützung. Sie standen ihr persönlich bei, sammelten Spenden für die juristische Auseinandersetzung und konfrontierten die politisch Verantwortlichen mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung.
Auf diese Weise führten sie der Öffentlichkeit die unmenschlichen Konsequenzen von Abschiebungen vor Augen, die Lebensperspektiven von langjährig in Deutschland lebenden Menschen zerstören und immer wieder auch Familien auseinander reißen. Ihre Hartnäckigkeit hatte schließlich Erfolg – am 3. März 2013 durften Ehemann Achmed Siala und die beiden älteren Kinder Gazale, Schams und Gazi am Flughafen Hannover wieder in die Arme schließen.

Dass die Türen der Matthäusgemeinde Schutzsuchenden offen stehen, hat Tradition. Immer wieder wurde auf selbstverständliche und unspektakuläre Weise Kirchenasyl gewährt, wenn es notwendig war: Erstmals 1990, für sieben Flüchtlinge aus Bangladesch, die sich vor ihrer drohenden Abschiebung nach Hildesheim retteten. Mehrere Male wurden auch Menschen aus dem benachbarten Flüchtlingswohnheim vor dem Zugriff der Polizei bewahrt. Weil seine Gemeinde 2001 einer kurdischen Familie Schutz vor einer drohenden Abschiebung in die Türkei gewährte, musste sich Gerjet Harms einer Klage der Staatsanwaltschaft wegen „Beihilfe zum illegalen Aufenthalt“ stellen. Die juristische Auseinandersetzung gegen ihn, der als „Wiederholungstäter“ galt, konnte nach einem viel beachteten Prozess schließlich gegen die Begleichung einer symbolischen Geldauflage eingestellt werden.
Davon ließ sich das Ehepaar Harms nicht beeindrucken. Aktuell unterstützen sie Gazale Salame, deren Leben in der alten Heimat Hildesheim nicht ohne Schwierigkeiten verläuft. Die Behörden verlangen von ihr den Nachweis einer Vollzeitbeschäftigung als Voraussetzung für eine Aufenthaltserlaubnis, verbieten ihr aber gleichzeitig per Auflage in der Duldung jegliche Beschäftigung. Gazale ist derzeit nicht einmal krankenversichert, weil die gesetzliche Krankenversicherung sie wegen des bestehens einer privaten Bürgschaft nicht aufnehmen will.
Für ihr hartnäckiges und selbstverständliches Engagement verleiht die STIFTUNG PRO ASYL Gerjet und Luise Harms am 14. September die PRO ASYL-Hand.
Laudatio von Michael B. Berger, Ressortleiter Hannoversche Allgemeine Zeitung
PRO ASYL verleiht Menschenrechtspreis an Gerjet und Luise Harms– News vom 6.9.2013
Pressebericht der HAZ vom 17.09.2013
Hintergründe zum Fall – Homepage des Flüchtlingsrat Niedersachsen
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