Arnaud Touvoli erhält vorübergehend Asyl im Villagio Solidale

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20140429_183438von Bernd Prigge, Pastor in Venedig

Arnaud Touvolis Zeit in der Sakristei haben ein Ende gefunden. Nach zehn wöchigem unfreiwilligen Aufenthalt in dem Provisorium konnte ich ihn heute ins Villaggio solidale nach Mirano, etwa 20 Kilometer von Venedig entfernt, bringen (siehe http://www.villaggiosolidale.it/). Dort wohnt er zusammen mit etwa 50 Personen, Familien, Älteren und Menschen mit besonderen Herausforderungen. Im Sommer wird es dort Campi estivi (Sommer-Ferienkurse für Kinder) geben, bei denen er Trommelkurse anbieten soll. Eine Sozialarbeiterin wird sich bemühen, ihm einen Sprachkurs zu organisieren. Außerdem wird erwartet, dass er sich am häuslichen Leben beteiligt. Kontakt zu uns wird er halten, indem er weiterhin bei der Offenen Kirche mitmacht. Die Gemeinde hat sich verpflichtet, die Kosten für seine Unterbringung (350,-), für die Sozialarbeit (100,-) und für die Verpflegung/Taschengeld zu übernehmen. Der Vertrag mit dem Villaggio solidale läuft zunächst für die Zeit seines genehmigten Aufenthalts von drei Monaten, eine Verlängerung ist möglich. Die Questura hat in Aussicht gestellt, dass über sein Asylbegehren im Oktober entschieden wird.

Arnaud und sein Umgang mit ihm haben uns die Augen geöffnet für das Schicksal von Menschen auf der Flucht und wir mussten lernen, was offenbar der kostbarste Teil eines Menschen ist: Der (richtige) Pass (siehe unten das Gedicht von Bertolt Brecht). Noch werden wir gute Nerven, Gebete, Durchhaltevermögen und vor allen Dingen Menschen mit gutem Willen gebrauchen…..

Der Pass ist der edelste Teil
von einem Menschen.
Er kommt auch nicht
auf so eine einfache Weise zustande
wie ein Mensch.

Ein Mensch kann überall
zustande kommen,
auf die leichtsinnigste Art
und ohne gescheiten Grund,
aber ein Pass niemals.

Dafür wird er auch anerkannt,
wenn er gut ist,
während ein Mensch
noch so gut sein kann
und doch nicht anerkannt wird.

Bertolt Brecht
Flüchtlingsgespräche 1940/41

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