Sozialer Wohnungsbau in Niedersachsen

Die Grafik links zeigt die deutliche Diskrepanz zwischen Personen, die eine Berechtigung zu einer Sozialwohnung hätten (Wohnberechtigungsschein) und den im Jahr 2022 in Deutschland vorhandenen Sozialwohnungen. Selbst wenn nicht jede Person mit einer Berechtigung eine eigene Sozialwohnung benötigt, wird der Mangel dennoch unübersehbar, wenn statistisch gesehen zehn Personen auf eine Sozialwohnung kämen. Wie noch weiter unten angesprochen wird, bedeutet dies besonders für Geflüchtete eine große zusätzliche Belastung.

Auch in Niedersachsen herrscht ein eklatanter Mangel an Sozialwohnungen: im deutschlandweiten Vergleich lag Niedersachsen – was den Bestand an Sozialwohnungen anging – 2021 auf Patz 9. Allerdings rutscht Niedersachsen fast auf den letzten Rang, wenn es um den Ausbau von Sozialwohnungen geht: mit einer Sozialwohnung pro 1000 Mieterhaushalten pro Jahr (im Durchschnitt von 2018-2021) kann es nur das Saarland hinter sich lassen.

Zudem entfallen jährlich Sozialwohnungen aus dem Bestand: von 2020 (60.000) auf 2021 (55.000) fielen etwa 5000 Wohnungen aus der Sozialbindung, auf 2022 (52.000) waren es zumindest „nur“ rund 2500. Damit sind in den letzten sechs bis sieben Jahren mehr als 30.000 Sozialwohnungen entfallen. Es verschwinden also seit Jahren mehr Sozialwohnungen als neu gebaut werden.

Dies scheint sich in den kommenden Jahren weiter fortzusetzen, wie eine Umfrage des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen zeigt: Bezahlbare Wohnungen für Haushalte mit kleineren Einkommen werden kaum noch gebaut. Das Institut schätzt den eigentlichen Bedarf an Sozialwohnungen in Niedersachsen auf etwa 140.000 Wohnungen.

Die aktuelle Bundesregierung hatte sich eigentlich zum Ziel gesetzt, jährlich 100.000 neue Sozialwohnungen zu bauen. Die Grafik rechts zeigt, wie weit dieses Ziel im Jahr 2022 verfehlt wurde.

Mit dem erhöhten Zuzug von Geflüchteten, besonders aus der Ukraine seit 2022, steigt aber der Bedarf an bezahlbarem, garantiertem Wohnraum unter den Geflüchteten an. Ihre ohnehin schon prekäre Stellung bei der Wohnungssuche wird durch das jahr(zehnte)lange politische Versagen, den Ausbau von Sozialwohnungen systematisch voranzutreiben, noch weiter verschärft.

Quellen: Studie des Pestel-Instituts im Auftrag des Verbändebündnis „Soziales Wohnen“, Berichterstattung des NDR vom 09.04.2022 und 23.05.2022

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