Unsere Solidarität gilt in diesen Stunden der Bevölkerung und den vielen Flüchtlingen der nordsyrischen Stadt Kobanê, deren Leben durch die Angriffe der djihadistischen IS-Milizen gefährdet wird. Die Zivilbevölkerung droht massakriert zu werden; die multireligiösen und multiethnischen Selbstverwaltungsstrukturen im Kanton Kobanê sowie im gesamten Gebiet Rojava drohen zerstört zu werden. Schockiert und voller Mitgefühl nehmen wir zur Kenntnis, dass die mörderischen IS-Terrorbanden laut Aussagen von kurdischen Aktivist:innen mit Panzern und Autobomben in die Randbezirke der Stadt eingedrungen sind. Fällt Kobanê dem IS in die Hände, bedeutet das für die vielen Anwohner:innen und all die Menschen, die sich auf ihrer Flucht dorthin begeben haben, um Schutz zu finden, den sicheren Tod.
Die zahlenmäßig weit unterlegenen und schlecht ausgerüsteten Kämpfer:innen der kurdischen Selbstverteidigungskräfte YPG und der Frauenverteidigungskräfte YPJ versuchen in diesem Moment, die Stadt unter Einsatz ihres Lebens vor den IS-Terroristen zu schützen. Es waren bislang v.a. die PKK und ihre Schwesterorganisationen YPG/YPJ, welche die Bevölkerung in den kurdischen Autonomiegebieten im Irak und in Syrien gegen die barbarischen IS-Milizen verteidigt und Fluchtkorridore (wie in Shengal) geschaffen haben – und es sind eben jene Kräfte, die sich auch jetzt in Kobanê gegen den drohenden Genozid stellen. Weder von den US-amerikanischen Luftangriffen noch von den Barsani-Milizen oder der Regierung der benachbarten Türkei war und ist direkter Schutz für die bedrohte Bevölkerung zu erwarten. Letztere trug mit ihrer Blockade gegen Rojava und der direkten Unterstützung des IS (bspw. durch freies Geleit der Terrorkämpfer über die türkische Grenze) ganz bewusst zur Eskalation bei. Und auch die USA sind nicht fähig, die Menschen vor der djihadistischen Bedrohung zu schützen; tragen sie doch u.a. mit ihrer Invasion im Irak im Jahr 2003 und der anschließenden Besatzung im Nahen Osten maßgeblich zur Radikalisierung einzelner Akteure und zur Destabilisierung der gesamten Region bei.
Darüber hinaus muss das PKK-Verbot in der BRD endlich aufgehoben werden. Es kann nicht sein, dass die Organisation, die tausenden von Anwohner:innen und Geflüchteten – unabhängig von religiösen oder ethnischen Zughehörigkeiten – Schutz vor den IS-Angriffen bietet, hierzulande kriminalisiert wird. Die Bundesregierung muss unverzüglich damit aufhören, den IS durch Waffenlieferungen an Staaten wie Katar oder Saudi-Arabien, welche die Terrorgruppe aufrüsten, indirekt zu unterstützen. Außerdem verlangen wir, dass Deutschland massiven Druck auf den NATO-Partner Türkei ausübt, damit dieser die Grenzen für Kämpfer, Waffen und Öl des IS endlich dicht macht und im Gegenzug die Grenzblockaden für die Kurd:innen stoppt. Zudem muss die Bundesregierung ihre Aufnahmeprogramme für Flüchtlinge aus der Region unverzüglich erweitern, schnelle, legale und möglichst ungefährliche Einreisewege schaffen und sie mit offenen Armen empfangen.
Gestern Abend/Nacht fanden in vielen europäischen Städten spontane Solidaritätskundgebungen für Kobanê statt, und auch heute sind allerorts wieder Demonstrationen, Mahnwachen und weitere Protestaktionen angekündigt. Wir rufen dazu auf, diese Kundgebungen zu unterstützen, praktische Solidarität zu zeigen und dafür auf die Straße zu gehen, dass die Weltöffentlichkeit ihre Augen nicht vor dem drohenden Massaker verschließen kann.
Neben unserer Solidarität brauchen die Menschen in Rojava und Kobanê aber auch unsere direkte finanzielle Hilfe. Gerade jetzt im Angesicht des drohenden Völkermords, in einer Phase in der IS-Mörderbanden davor stehen, die Stadt einzunehmen, ist es unsere menschliche Pflicht, den Leuten vor Ort unsere Solidarität und Untersützung zukommen zu lassen.
Yannic Dyck
Wir unterstützen den Spendenaufruf von medico international zur Nothilfe für Kurd:innen in Syrien!
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