Josephat und Priscilla (2004)

[2004]

Zusammenfassender Bericht zum Schicksal der Familie Nguya/Kisiwu

Zwischen dem niedersächsischen Dorf Emmerthal und der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa spielt sich im Jahr 2004 ein Flüchtlingsdrama ab: Tshianana Nguya, eine 34-jährige schwangere Kongolesin, wird im Juni 2004 nach fast zehnjährigem Aufenthalt in Deutschland mit ihren beiden Kindern Josephat (10) und Priscilla (2) von der Hamelner Ausländerbehörde festgenommen und nach Kinshasa abgeschoben. Der Familienvater Freddy Kisiwu und der älteste Sohn Fabrice entziehen sich der Abschiebung und tauchen unter. Tshianana Nguya überlebt die Bedingungen im Kongo nicht. Aufgrund mangelnder Ernährung und fehlender medizinischer Behandlung stirbt sie am 7. Dezember 2004 kurz nach der Entbindung zusammen mit ihrem Baby an einer Sepsis. Die Kinder Josephat und Priscilla sind allein in Kinshasa, der Vater und der ältere Bruder sind verschollen. Ein Pastor erbarmt sich und nimmt die Kinder bei sich auf. In die ßffentlichkeit gerät der Fall erst, als die „Antirassistische Initiative Berlin“ den Fall zwei Jahre später recherchiert und der Flüchtlingsrat Niedersachsen den Pastor um weitere Auskunft bittet. Sein Brandbrief vom 19. April 2006, in dem er die deutschen Behörden für den Tod von Tshianana Nguya verantwortlich macht und eine Lösung für die von ihm aufgenommenen Kinder fordert, löst eine beispiellose Solidarisierungswelle aus. Ende Mai gelingt es schließlich, die Kinder nach Deutschland zurückzuholen.

Das Beispiel der Familie Nguya / Kisiwu verdeutlicht, welche katastrophalen Folgen die restriktive deutsche Asyl- und Abschiebungspraxis haben kann, aber es macht auch Mut: Flüchtlingssolidarität kann etwas erreichen.

gez. Kai Weber

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