Beitrag des LK Rotenburg zum „Internationalen Tag gegen Rassismus“ (21. März)

Skandalöse Abschiebungen in das Kosovo
Landkreis Rotenburg (Wümme) kennt keine Gnade für Kranke und Alte

Am Mittwoch, den 17. März, wurden aus Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen zwei Familien in den Kosovo abgeschoben. Beide Fälle zeigen, dass der Landkreis Rotenburg und das Land Niedersachsen bei Kosovo-Flüchtlingen keine Gnade für alte oder schwer kranke Menschen kennen.

Die Familie S., Eltern und drei Kinder, wurde abgeschoben, obwohl zwei Familienmitglieder schwer erkrankt sind. Frau S. leidet an einer chronischen Psychose und benötigt regelmäßig Medikamente sowie dauerhafte fachärztliche Behandlung. Der 16jährige Sohn leidet an Diabetes Typ 1 und benötigt mehrfach täglich Insulin. Auf Grund einer Lernbehinderung kann er die notwendigen Berechnung seiner Medikation nicht selbst leisten. Da die Mutter dazu ebenfalls nicht in der Lage ist, ist er auf die Hilfe des Vaters angewiesen. Eine falsche Dosierung oder ein Ausbleiben der Insulingabe kann langfristige Folgeschäden verursachen oder sogar tödlich sein. Wie die Medikation für Frau S. und ihren Sohn im Kosovo gesichert werden kann ist bisher unklar.

Die Großeltern der Familie S. wurden ebenfalls aus Rotenburg abgeholt und zum Flughafen in Düsseldorf gebracht. Obwohl beide an Diabetes erkrankt und auf medikamentöse und fachärztliche Behandlung angewiesen sind, wollte man auch sie in den Kosovo abschieben. Ihre Abschiebung wurde nur ausgesetzt, weil die Großmutter, die in Folge der Diabetes fast blind ist, am Flughafen zusammenbrach und in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Familie S. gehören der Roma-Minderheit der Ashkali an, die im Kosovo massiver Diskriminierung ausgesetzt sind. Viele Angehörige dieser Minderheit leben ausgegrenzt in Armutssiedlungen und erhalten keine Sozialleistungen oder medizinische Versorgung.

Des Weiteren wurde uns vom Fall der Familie R. aus Zeven berichtet. Der psychisch erkrankte und suizidgefährdete Familienvater sei per Krankenwagen nach Düsseldorf gebracht worden. Vom Flughafen aus sei er dann aber in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Familie wurde getrennt, und Frau R. und die drei Kinder wurden allein in das Kosovo abgeschoben.

Diese gnadenlosen Abschiebungen von Roma und Ashkali, bei denen die Behörden weder auf Kranke und Alte Rücksicht nehmen noch vor einer Trennung von Familien halt machen, tragen deutlich die Handschrift des niedersächsischen Innenministeriums. Der Flüchtlingsrat Niedersachsen fordert die Landesregierung und die Ausländerbehörden auf, die Abschiebung von schwer kranken Menschen sowie Minderheitsangehörigen in den Kosovo einzustellen und den Schutz der Familie zu achten.

Der Flüchtlingsrat Niedersachsen wird den Hergang der Abschiebungen und den weiteren Verlauf beider Fälle recherchieren und in Zusammenarbeit mit den Rechtsanwälten der betroffenen Familien rechtliche Schritte prüfen.

Mit dem Sammelabschiebungsflug am 17. März wurden nach offiziellen Angaben insgesamt 53 Menschen in den Kosovo abgeschoben. Darunter befanden sich 30 Angehörige der Roma- und Ashkali- Minderheiten.

gez. Bastian Wrede

Die Darstellung des LK Rotenburg zum Abschiebungsfall R. sowie die Klage des Anwalts finden Sie hier.

Jetzt spenden und unsere Arbeit unterstützen!