„Ich weiß genau, wie es den Flüchtlingen geht!“ – Benefizkonzert für Flüchtlinge mit Jasmin Kruskic am 21. Mai, 19 Uhr in der Brunsviga, Braunschweig

bg..“Dass Tiana einen großen Teil ihrer Zeit geflüchteten Menschen widmet, mündet in ihrer eigenen Geschichte. Die 30-Jährige musste selbst während der Jugoslawienkriege mit acht Jahren von Bosnien nach Deutschland fliehen. Die Sängerin kann sich noch gut an diese Zeit erinnern: “Ich wurde zwar immer aus dem Raum geschickt, wenn Nachrichten kamen, doch lange kann man so etwas nicht von seinen Kindern fern halten.” Von paramilitärischen Gruppen vertrieben, landete Tiana mit ihrer Familie in Braunschweig. Mit einer Tasche im Gepäck zog die Familie Kruskic vorerst bei den Großeltern an; ein jahrelanger Kampf um die Deutsche Staatsbürgerschaft begann. “Meine Eltern durften aufgrund eines formalen Versehens in Deutschland arbeiten – jedoch nicht in ihren studierten Berufen als Richter und Lehrerin”, erzählt die Sängerin. Da ihre Eltern unter keinen Umständen von Sozialhilfe leben wollten, verdienten sie anfänglich auf verschieden Wegen ihren Lebensunterhalt. “Wir hatten ganz klischeehaft einen Kiosk in der Weststadt”, sagt Tiana lachend. Dies hätte zwar ein Einkommen für die Familie bedeutet, jedoch auch eine enorme berufliche Unterforderung für ihre Eltern.

Wie es ist, sein Zuhause zu verlieren, dass kann die studierte Philologin gut nachvollziehen. “Ich hatte damals ein Gefühl der Heimatlosigkeit und die Musik hat mir gewissermaßen ein Zuhause gegeben. Heute kann ich auf der Bühne kann ich einfach sein – da kann ich atmen. Da bin ich kein Flüchtling, keine Dozentin und keine Dolmetscherin.”..

aus: Braunschweig heute   

........aaaa1aBraunschweig Voice-of-Germany-Sängerin Tiana Kruskic lädt zum Flüchtlings-Benefizkonzert. Im Interview mit der Braunschweiger Zeitung bezieht sie Stellung. Sie war einst selbst Flüchtlingskind.

Von Karsten Mentasti

Die Flüchtlingsthematik ist aktuell, der Standort Braunschweig der Landesaufnahme Asylbewerber (LAB) nach wie vor überfüllt. Immer neue Flüchtlinge kommen zur Erstaufnahme. Hilfsangebote von Bürgern können nicht immer umgesetzt werden – auch weil der Platz in der LAB fehlt, um dort Veranstaltungen für die Flüchtlinge anzubieten, damit diese für eine Zeit ihre Erlebnisse vergessen.

Tiana Kruskic hat schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Die 30-jährige Braunschweigerin ist 1992 selbst als Flüchtlingskind aus Jugoslawien nach Deutschland gekommen. Bekanntgeworden ist sie durch ihre Teilnahme an dem Fernseh-Talentwettbewerb Voice of Germany im Herbst 2013. Jetzt hat sie für Donnerstag von 19.30 Uhr an ein Benefizkonzert organisiert, dessen Einnahmen zwei Projekten für Flüchtlinge in Braunschweig und Gifhorn zugute kommen. Mit der Sängerin sprach Karsten Mentasti.

Hallo Tiana, wie geht es Dir und was machst Du heute?

Ich lebe, so wie ich es immer wollte, als Musikerin, ohne mich aber ständig nach den Wünschen von Produzenten oder Plattenfirmen richten zu müssen.
Ich habe mich schon kurz vor Voice of Germany als Musikerin selbstständig gemacht und trete mit meinen Jungs, der Band „Soul Sister & The Blaxperts“, und mit verschiedenen Ensembles und unterschiedlichen Musikrichtungen auf. Dazu gehören auch selbst geschriebene, ruhige Lieder auf Deutsch. Außerdem bin ich Gesangsdozentin am Kultbahnhof in Gifhorn, das ist eine Pop-Rock- Musikschule. Als Slawistik-Studentin mit Magister-Abschluss dolmetsche ich manchmal für Menschen aus Bosnien, Kroatien und Serbien.

In Braunschweig bist Du mit Deiner Band bisher selten gewesen…

Das stimmt. Erst einmal beim Internationalen Frauentag im Haus der Kulturen und einmal bei einem Sommerfest in der Weststadt, wo meine Eltern wohnen.

Aber jetzt hast Du ein tolles Projekt, ein Benefizkonzert unter dem Motto „Der Himmel gehört uns allen – die Erde auch!“ zugunsten von Flüchtlingen in der Brunsviga. Was steckt dahinter?

Wie es einem als Flüchtling geht, weiß ich noch ganz genau. 1992 sind meine Eltern mit mir wegen des Jugoslawienkriegs aus Doboj, das liegt im heutigen Bosnien, geflohen. Jahrelang mussten wir um unsere dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung bangen.

Zu Weihnachten wollte ich für Kinder in der Landesaufnahmebehörde ein Konzert spielen, damit sie ein paar schöne Stunden haben. Aber das konnte ich nicht umsetzen, weil kein Platz und kein Personal zur Verfügung standen. So bin ich auf die Idee mit dem Benefizkonzert gekommen, eigentlich hatte ich so etwas aufgrund meiner Biografie schon lange mal vor.

Ich möchte damit auch ausdrücklich allen danke sagen, die uns damals und auch in den 23 folgenden Jahren geholfen und uns toll unterstützt haben.

Was erwartet die Zuhörer?

Zu Beginn spielt ab 19.30 Uhr die Band Soulgeneration, das sind junge Talente aus dem Kultbahnhof. Dann tritt in zwei Sets meine Band „Soul Sister & The Blaxperts“ auf, die Soul-Schwester bin übrigens ich. Da verspreche ich Partymusik zum Abtanzen mit überwiegend souligen Cover-Songs von den 1950er-Jahren bis heute, von Abba über Tina Turner bis Amy Winehouse.

Außerdem singt mein Vater Jasmin Kruskic mit Gitarre einige sehnsuchtsvolle Lieder aus der alten Heimat und auch Volker Schlag, Leiter des Kultbahnhofs Gifhorn, präsentiert einige Songs.

Als Gastband tritt auch Todor Todorovic mit Musikern aus seiner Blues Company aus Osnabrück auf, die seit fast 40 Jahren zu den Wegbereitern des Blues in Deutschland zählt. Wie kam es denn dazu?

Das war erstaunlich. „Tosho“ hat mir eine Mail geschrieben und mir von Musiker zu Musikerin ein Kompliment gemacht. So sind wir in Kontakt gekommen. Als er gehört hat, dass ich ein Benefizkonzert für Flüchtlinge organisiere, war er Feuer und Flamme und hat gleich angeboten, mit seiner Band mitzumachen. Ich hätte mich das nie zu fragen getraut.

Das Benefizkonzert findet in der Brunsviga statt …

Ja, genau. Das Team um Uwe Flake ist mir total entgegengekommen und findet die Idee auch toll. Bei einem Benefizkonzert ist ja wichtig, dass die Ausgaben möglichst gering sind, damit möglichst viel Geld für die Projekte übrig bleibt.

Welches Publikum erwartest Du an dem Abend?

Ich hoffe natürlich, dass alle, die mich aus dem Fernsehen kennen, zu diesem Konzert kommen und einen fröhlichen Abend mit uns Musikern verbringen und so richtig abtanzen. Bei der Musik, das verspreche ich, ist für jeden etwas dabei! Ich habe natürlich auch einige Gäste eingeladen, die mit dem Flüchtlingsthema zu tun haben. Schirmherrin ist übrigens Doris Schröder-Köpf, die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, sie wird auch dabei sein.

Apropos Projekte: Wofür ist der Erlös des Abends gedacht?

Die Hälfte des Erlöses geht an der Förderverein Roots des Interkulturellen Gartens. Der liegt in der Kleingartenanlage Heideland in Braunschweig-Rühme und bietet seit 2007 allen Flüchtlingen, anerkannten Asylberechtigten und Kurzzeitbewohnern aus der Landesaufnahmebehörde einen besonderen Rückzugsort. Dort sind zu den Öffnungszeiten 20 Stunden pro Woche immer auch Ansprechpartner aus dem Büro für Migrationsfragen. So ein Angebot ist bundesweit einmalig.

Der andere Teil des Erlöses ist für ein Projekt der katholischen St.-Altfrid-Gemeinde in Gifhorn zur Kinderbetreuung im Flüchtlingswohnheim Clausmoorhof bestimmt.

Was sind Deine weiteren Pläne?

Ich schreibe immer wieder an eigenen Songs in ganz verschiedenen Stilrichtungen – für mich selber und auch für andere Künstler und auch für die Werbung.

Derzeit nehme ich mit meiner Band einige selbstgeschriebene Soul-Rock-Songs mit englischen Texten auf. Zudem trete ich mit orchestralen Blues-Songs auf Deutsch mit Folkelementen aus dem Balkan auf.

Außerdem freue ich mich auf ein Engagement für eine Eigenproduktion im Schlosstheater Celle. Da werde ich ab Herbst als Sängerin und Schauspielerin in „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald auf der Bühne stehen.“

siehe auch: brunsvigatiana pdf

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